29.1.05

Einfache Problemanalyse mit dem Problem- und Lösungsbaum

Der Anstoss für ein Projekt besteht typischerweise darin, dass man
(a) eine real existierende unbefriedigende (defizitäre, negative, mangelhafte) Situation feststellt,
(b) dass man gleichzeitig eine (mehr oder weniger klare) Vorstellung davon hat, wie diese Situation "richtigerweise" aussehen müsste und
(c) dass man (noch) nicht (genau) weiss, wie man diese herbeiführen kann...


Mit anderen Worten: Der Anstoss zu einem Projekt ist ein Problem, das man lösen möchte oder muss.

In der Regel ist es dann als erstes nötig, das Problem zu analysieren und besser kennenzulernen. Nur wenn man das Problem genau kennt, findet man einen geeigneten Ansatzpunkt, um es zu lösen. Diese Problemanalyse findet in den ersten Projektphasen statt.

Beim genauen Erfassen des Problems hilft der Problembaum. Diese Denkhilfe ist weit verbreitet; das untenstehende Bild zeigt ein leicht verständliches Beispiel aus dem spanischen Sprachraum (Quellle: http://www.jjponline.com/).



















Mit dem Problembaum lässt sich übersichtlich darstellen:
1a. die derzeitige unbefriedigende, negative Situation (problema central: Häufige Busunfälle)
1b. ihre Ursachen und die Ursachen der Ursachen (causas: Unvorsichtige Fahrer, Fahrzeuge in schlechtem Zustand, schlechte Strassen, defekte Fahrzeuge, ungenügende Wartung)
1c. ihre Auswirkungen (efectos: Verletzte oder getötete Passagiere, Verspätungen, Verlust des Vertrauens in die Transportunternehmung).

Vom Problembaum kann man den Lösungsbaum herleiten; aus dem Problem- und dem Lösungsbaum zusammen kann man Ansatzpunkte ableiten, an denen das Projekt den Hebel zur Veränderung ansetzen kann.

So erstellen Sie den Problembaum:
  1. Bereiten Sie genügend leere Karten (Format A5) und einige Filzstifte und eine freie Tischfläche vor.
  2. Benennen Sie auf der ersten Karte kurz und treffend den bestehenden negativen Zustand bzw. die negative Situation. Es soll eine Negativ-Formulierung sein. Legen Sie die Karte in die Mitte des Tisches.
  3. Identifizieren die Ursachen für den negativen Zustand. Für jede Ursache nehmen Sie eine Karte, welche Sie unterhalb der 1. Karte anordnen. Suchen Sie auch die Ursachen der Ursachen, bis Sie finden, dass Sie die negative Situation genügend geklärt haben.
  4. Wenden Sie sich nun den Auswirkungen der negativen Situation zu. Nehmen Sie für jede Auswirkung eine Karte, welche Sie oberhalb der ersten Karte anordnen. Suchen Sie auch Auswirkungen der Auswirkungen.
  5. Gehen Sie den ganzen Problembaum eingehend auf Unstimmigkeiten durch. Verbessern und präzisieren Sie die Formulierungen auf den Karten; sie sollen kurz und bündig sein.

So erstellen Sie den Lösungsbaum:

  1. Denken Sie sich das positive Gegenteil der ersten Karte; schreiben Sie diese Formulierung auf eine neue Karte und beginnen Sie damit einen zweiten Baum, den Lösungsbaum
  2. Machen Sie dasselbe für alle anderen Karten und vervollständigen Sie so den Lösungsbaum.
  3. Prüfen Sie den entstandenen Lösungsbaum eingehend auf Unstimmigkeiten; wo Sie solche finden, beheben Sie sie. Verbessern und präzisieren Sie die Formulierungen auf den Karten; sie sollen kurz und bündig sein.

So finden Sie Ansatzpunkte für das Projekt:

  1. Identifizieren Sie in beiden Bäumen die Ursachenkarten, bei denen Sie ansetzen könnten. Wählen Sie einzelne Ansatzpunkte aus, die - z.B. angesichts der vorhandenen Ressourcen oder Rahmenbedingungen - besonders erfolgversprechend sind.
Eine sorgfältige Problemanalyse liefert Hinweise dazu, ob ein Projekt lanciert werden soll oder nicht.

Eintrag letztmals aktualisiert am 4. April 2009.

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