28.2.05

Einstieg: Begriffe

Es ist erstaunlich, wie oft man in der schriftlichen und mündlichen Kommunikation Worte und Ausdrücke verwendet, ohne dass man ihre genaue Bedeutung weiss, d.h. sie als präzisen Begriff kennt und erklären kann. Ein schönes Beispiel für diesen Sachverhalt ist sicher das Wort "Prozess". Im sozialpädagogischen Arbeitsfeld und im Projektmanagement wird oft von "Prozessen" gesprochen, aber kaum jemand kann eine handfeste Begriffsbestimmung dafür liefern und sie an einem praktischen Beispiel gleich auch noch veranschaulichen. Ähnlich steht es wohl mit den Worten "systemisch", "Kompetenz", "Reflektieren" oder "Konzept". Hand aufs Herz: Benützen Sie diese Ausdrücke? Können Sie sie auch erklären?

In dieser Rubrik werden ohne bestimmte Systematik Begriffe aufgenommen und erläutert. Teils sind es allgemeine Begriffe wie z.B. "Ziel", teils projektbezogene, wie z.B. "Stakeholder".

Begriffsbildung ist eine anregende geistige Tätigkeit und Übung, welche zu einem vertieften Verständnis der Dinge führt. Geklärte Begriffe erleichtern die Verständigung.

Eintrag letztmals aktualisiert am 4. April 2009.

27.2.05

Was ist ein Projekt?

Die Fachliteratur über Projektmanagement ist sehr umfangreich.
Was unter einem Projekt zu verstehen ist, wird in jedem Fachbuch wieder etwas anders ausgedrückt. Über das, was ein Projekt im Grunde genommen ausmacht, besteht in der Fachwelt aber doch weitgehende Einigkeit: Immer wird ein Projekt als Vorhaben mit bestimmten Merkmalen charakterisiert.

Die Begriffsbestimmungen in der Deutschen Industrienorm DIN 69901 und im Standardwerk "A Guide to the Project Management Body of Knowledge" (abgekürzt PMBoK) des Project Management Institute PMI sind breit anerkannt. Es ist daher sinnvoll, sich auf diese Normen / Standards abzustützen:

DIN 69901 (1987)
"Ein Projekt ist ein Vorhaben, das im Wesentlichen durch Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist, wie z.B. Zielvorgabe, zeitliche, finanzielle oder andere Bedingungen, Abgrenzung gegenüber anderen Vorhaben und projektspezifische Organisaton."

PMBoK, 3. Ausgabe 2004
"Ein Projekt ist ein zeitlich begrenztes Vorhaben zur Schaffung eines einmaligen Produktes oder einer Dienstleistung."

WIEMEYER (2005) bringt es etwas anders auf den Punkt:
"Projekte sind temporäre Sonderorganisationen. Sie werden neben der Linie gebildet, um Aufgaben zu lösen, die innerhalb der Linie nicht oder nicht ohne Schaden für die Linie gelöst werden können."

Diese auf das Unverzichtbare - da kann nichts weggelassen werden! - reduzierten Begriffsbestimmungen bedürfen der Ergänzung. In jedem Fachbuch wird daher versucht, die Merkmale eines Projekts präziser herauszuarbeiten und ausführlicher zu beschreiben. In diesen erweiterten Begriffsbestimmungen spiegelt sich dann meist der spezifische Hintergrund (z.B. IT-Branche, Wirtschaft) des Autors.

Die DIN umfasst bereits 4 unverzichtbare Merkmale: Zielvorgabe; zeitliche, finanzielle oder andere Bedingungen; Abgrenzung gegenüber anderen Vorhaben; projektspezifische Organisaton.
Der PMBoK ergänzt die Begriffsbestimmung mit drei unverzichtbaren Merkmalen: Zeitliche Begrenzung; einmalige Produkte, Dienstleistungen oder Ergebnisse; Progressives Herausarbeiten (= sorgfältig-detailliertes Erarbeiten in stufenweisem Vorangehen).

GÄCHTER, dessen kleines Büchlein "Projektmanagement" wir im Modul MA5 benützen, weist auf die verschiedenen Projektdefinitionen hin, die in der Fachliteratur anzutreffen sind. Anstatt sich auf eine festzulegen, zählt er Merkmale von Projekten auf. Dazu gehören aus seiner Sicht: Komplexität, Einmaligkeit, Zielgerichtetheit, Resultatorientierung, zeitliche Begrenzung, Duchlaufen von Phasen mit verschiedenem Charakter, begrenzte Ressourcen, Unsicherheit, mit der Projektdauer exponentiell ansteigende Kosten, Bedrohlichkeit für das Umfeld, Gesamtheitlichkeit.

CHRISTEN, dessen kleines Büchlein "Projekte und Projektmanagement" wir im Modul MA5 ebenfalls benützen, orientiert sich an der DIN und ergänzt aus seiner Sicht folgende Eigenschaften: komplex, zeitlich befristet, materiell definiert, bereichsübergreifend, besondere organisatorische Massnahmen erfordern, risikoreich.

Im Modul MA5 - d.h. im Kontext "Projektarbeit und Sozialpädagogik" - wird auf die Standarddefinitionen der DIN und des PMI abgestützt; ergänzend werden folgende Merkmale als für Projekte konstituierend angesehen:

Auf die fast in jedem Fachbuch erwähnte Komplexität als Merkmal von Projekten wird genauer einzugehen sein; ausserdem sollen Projekte auch durch Qualitätskriterien definiert werden.

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Eintrag letztmals aktualisiert am 6. Dezember 2010.

26.2.05

Was ist Projektmanagement?

Das englische "to manage" hat folgende Bedeutungen:
1. führen, leiten, verwalten; bewirtschaften; vorstehen, beaufsichtigen, dirigieren, regulieren;
2. handhaben, umgehen mit; bewerkstelligen, zustande bringen, es einrichten, fertigbringen, zuwege bringen, deichseln, einfädeln; umzugehen wissen mit, fertig werden mit, für sich gewinnen, herumkriegen, gefügig machen;
3. den Haushalt oder Betrieb führen, das Geschäft führen, wirtschaften;
4. auskommen, es schaffen, es einrichten.
Ein Allerweltswort!

Das englische "management" bedeutet:

1. Verwaltung, Direktion, Geschäftsleitung, Betriebsführung, Vorstand, Direktorium, Betriebswirtschaft, Geschäftsübernahme;
2. Bewirtschaftung;
3. Kluge Handlungsweise oder Taktik, Manuipulation;
4. Behandlung, Handhabung.

Projektmanagement ist gleichzeitig:
1. eine Praxis, d.h. die Führung in und von Projekten,
2. ein Wissensgebiet,
3. eine Aus- oder Weiterbildung.

Projektmanagement als Praxis: Die deutsche Industrienorm DIN 69901 umschreibt Projektmanagement als "Die Gesamtheit von Führungsaufgaben, Führungsorganisation, Führungstechniken und Führungsmitteln für die Abwicklung eines Projekts."

Das Project Management Institute PMI definiert Projektmanagement in seinem Standardwerk PMBoK so: "Projektmanagement ist die Anwendung von Wissen, Fähigkeiten, Werkzeugen und Verfahren auf Projektvorgänge, um die Projektanforderungen zu erfüllen."

GÄCHTER setzt etwas andere Akzente: "Projektmanagement ist das Managen von Veränderungen." Und: "Projektmanagement ist eine umfassende Führungsdiziplin, deren vordringlichste Aufgabe es ist, die Risiken der Projekte mit geeigneten
Management-Massnahmen zu minimieren."

Eine weitere Beschreibung: "Projektmanagement ist ein systematischer Prozess zur Führung komplexer Vorhaben. Es umfasst die Organisation, Planung, Steuerung und Überwachung aller Aufgaben und Ressourcen, die notwendig sind, um die Projektziele zu erreichen." (Quelle)

Projektmanagement als Wissensgebiet: Das PMI unterteilt das Projektmanagement in 9 einzelne Wissensgebiete und gibt so einen Überblick über alle wesentlichen Aspekte des Projektmanagements.

Projektmanagement als Aus- und Weiterbildung: Es gibt in der Schweiz (noch) keine integrale Ausbildung in Projektmanagement. Projektmanager ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Wer sich als Projektmanagerin, als Projektmanager qualifizieren will, muss Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen auf verschiedenem Niveau besuchen und sich bei den grossen Projektmanagement-Instituten (Project Management Institute PMI oder International Project Management Association IPMA) zertifizieren lassen. Dafür müssen je nach dem Niveau eine Wissensprüfung erfüllt, praktische Erfahrung nachgewiesen, Arbeiten geschrieben oder ein Assessment bestanden werden. Die Zertifikate sind in der Regel nur für eine begrenzte Zeit gültig und müssen periodisch mit einer gewissen Leistungserbringung erneuert werden.

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Eintrag letztmals aktualisiert am 6. Dezember 2010.

25.2.05

Was sind Stakeholder?

Quellen: PMBoK (mehr...), Projektmanagement-Lexikon (www.projektmagazin.de)

Gemäss dem PMBoK sind Stakeholder Einzelpersonen und Organisationen,
Auf den Punkt gebracht: "Stakeholders are specific people or groups who have a stake in the outcome of the project." (Quelle)

Das englische Wort stake bedeutet: Interesse, Anteil; holder wird übersetzt mit: Inhaber, Besitzer; outcome meint: Ergebnis, Resultat, Folge.

Der Fachbegriff Stakeholder hat sich im deutschen Sprachgebrauch eingebürgert; er wird mit "Projektbeteiligter" (DIN 69905) oder auch mit "Anspruchsgruppe" übersetzt.

Wer Stakeholder eines Projektes ist, kann nicht allgemeingültig festgelegt werden. Es ist die Aufgabe der Projektleitung, zu Beginn des Projektes eine Stakeholderanalyse durchzuführen und festzulegen, welche Personen und Organisationen zu den Stakeholdern gerechnet werden und welche ausser Betracht bleiben.
Typische Stakeholder sind der Auftraggeber, der Kapitalgeber, der Kunde, Mitarbeitende im Betrieb (in der Linie, in anderen Abteilungen), Projekt- und Kooperationspartner, die späteren Benutzer des Projektergebnisses (Adressaten, Nutzniesser), Lieferanten, Experten und Berater, Behörden, Bürger, Interessengruppen...
Ich halte es nicht für sinnvoll, den Projektleiter als einen Stakeholder zu bezeichnen, denn er ist mehr als beteiligt oder betroffen oder interessiert - er ist für das Projekt und seine Abwicklung verantwortlich. Dies gilt auch für das Projektteam und seine Mitglieder. Ich zähle diese daher nicht zu den Stakeholdern.

Die Stakeholder haben eine grosse Bedeutung für den Projekterfolg. Deshalb ist eine dem Projektumfang angemessene Stakeholderanalyse und generell ein aufmerksamer Umgang mit den Stakeholdern ("Stakeholder-Management") und ihren nicht selten konkurrenzierenden Ansprüchen und Interessen nötig.

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Eintrag letztmals aktualisiert am 6. Dezember 2010.

24.2.05

Was sind Ziele?

Ein Ziel ist irgend etwas, das man erreichen will.
Etwas, das (a) nicht da ist, wo man selber ist, sondern an einem andern Ort, sei er nahe oder weit entfernt, oder (b) nicht gegenwärtig ist, sondern zukünftig, sei es bald oder noch lange nicht, oder (c) beides.
Wenn man das Ziel erreicht hat, ist eine Veränderung eingetreten.

Ein Ziel kann vieles sein: Für den Alpinisten der Gipfel des Matterhorns. Heute abend früh schlafen gehen. Für die Studierende das Diplom als Sozialpädagogin. Für die Familie das eigene Haus. Für den Finanzminister ein schuldenfreier Staat. Für die Vereinten Nationen 9 Jahre Schulbildung für alle Kinder auf diesem Planeten und Zugang zu sauberem Trinkwasser für alle Menschen. Für den Raucher mit dem Rauchen aufzuhören. Für den Herzinfarktpatienten 10 kg abzunehmen. Für den EU-Vermittler ein rascher Waffenstillstand. Für die Lehrerin, dass die Schülerinnen und Schüler den Satz des Pythagoras verstehen. Weltweites Verbot der Herstellung und des Einsatzes von Personenminen. Für das Forscherteam ein Impfstoff gegen HIV. Eine finanziell gesunde AHV und IV. Günstige Krankenkassenprämien. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.

Manche Ziele sind real, d.h. handfest, fassbar, sichtbar. Der Nagel, den ich mit dem Hammer einschlagen will, existiert. Die Landebahn, die der Pilot ansteuert, ist vorhanden. London, das ich besuchen will, gibt es tatsächlich.
Die meisten Ziele sind jedoch abstrakt, d.h. Vorstellungen von etwas, das es hier oder/und jetzt nicht gibt (geistige Konstrukte).

Manche Ziele sind klein, einfach, bald erreicht: "Etwas zu essen kaufen."
Andere sind gross, vielschichtig, erst in Jahren und Jahrzehnten erreichbar: "Die Armut in der Welt bis ins Jahr 2015 um die Hälfte reduzieren" (eines der 8 Millenniumsentwicklungsziele der UN).

Manche Ziele sind direkt mit einem Schritt erreichbar.
Manche sind nur über mehrere, viele oder unzählige Schritte erreichbar.


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Eintrag letztmals aktualisiert am 6. Dezember 2010.

23.2.05

Was sind Projektziele?

Mit einem Projekt will man etwas erreichen. Ziele gehören daher zu einem Projekt wie das Salz zum Meerwasser. Zielgerichtetheit ist ein unabdingbares Merkmal von Projekten.

Projektziele geben an, was man mit dem Projekt erreichen will. Das kann unterschiedliches sein: ein Ergebnis (z.B. 5000 Franken Spendengelder), ein Produkt (z.B. eine Feuerstelle, ein Ofenhaus im Garten), ein Verhalten (z.B. Klientinnen und Klienten treiben regelmässig Sport), eine Dienstleistung (z.B. ein Mittagstisch für Schulkinder), eine Entwicklung (z.B. im gesamten Heim wird stufenweise ein systemischer Ansatz als Basis der pädagogischen Arbeit eingeführt), ein Zustand (z.B. die neue Wohngruppe wird eingerichtet), eine Wirkung (z.B. Vorurteile und Berührungsängste gegenüber einer Institution werden abgebaut).
Es ist nötig, sich darüber klar zu werden. Das ist harte Arbeit - nicht selten wird sie vernachlässigt (Quelle Cartoon unbekannt):





















Der Weg zu klaren Projektzielen beginnt mit der Analyse der Ausgangslage (welcher Mangel, welches Problem besteht und was ist die Ursache? Wer ist wie beteiligt, betroffen?). Daraus wird der Handlungsbedarf ersichtlich. Es folgt die Herausarbeitung und Formulierung der Projektziele; oft sind es mehrere und miteinander verflochtene, kurzfristige, mittelfristige, langfristige, grosse und kleine.

Es ist unumgänglich, in Projekten, die sich an Menschen richten, klarzustellen: Wem "gehören" die Ziele? Für wen gelten sie? Kaum ein Projekt im sozialpädagogischen Kontext kommt darum herum, die Beteiligung (Partizipation) der angesprochenen Menschen bei der Festsetzung der Projektziele zu bedenken und zu klären.

Zielklärung braucht Zeit. Zielklarheit in einem Projekt kann z.B. so aussehen:

1. Oberziel / Allgemeines Ziel / Projektabsicht
Nennt die längerfristige Zielsetzung, in die sich das Projekt einordnet. Es ist mit den Unternehmenszielen (vgl. Betreuungsauftrag) im Einklang. Neben dem Projekt bestehen meistens noch andere Bemühungen, das Oberziel zu erreichen. Das Projekt kann und muss das Oberziel in der Regel nicht allein und abschliessend erreichen. Es muss etwas dazu beitragen.
2. Projektziel(e)
Nennt, was nachhaltig verändert werden soll. Das Erreichen des Projektziels oder -ziele löst das definierte Problem oder behebt das in der Ausgangslage enthaltene Defizit, den Mangel.
3. Ergebnisse
Nennt die konkreten Ergebnisse, die zusammengenommen dazu führen, dass das Projektziel als erreicht betrachtet werden kann.
4. Aktivitäten
Nennt die konkreten Aktivitäten, aus welchen die genannten Ergebnisse entstehen.
5. Ressourcen
Nennt, was an Geld, Zeit, Arbeitskraft, Knowhow, technischen Hilfsmitteln benötigt wird, um die genannten Aktivitäten ausführen zu können.

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Eintrag letztmals aktualisiert am 6. Dezember 2010.

22.2.05

Was ist ein Problem? Was ist eine Aufgabe?

Das Wort Problem kommt vom griechischen "problematon" = "Das, was zur Lösung vorgelegt wurde" und vom griechisch-lateinischen "problema" = "das Vorgelegte, die gestellte Aufgabe, die Streitfrage" (DUDEN Herkunftswörterbuch).
Im Alltagsgebrauch bedeutet das Wort Problem "schwierige zu lösende Aufgabe; Fragestellung; unentschiedene Frage; Schwierigkeit" (DUDEN Fremdwörterbuch).

Was ein Problem - und in Abgrenzung dazu eine Aufgabe! - ist, versucht die (Kognitions-)Psychologie zu erklären:

Die Psycholgie unterscheidet zwischen Problem und Aufgabe:

Im konkreten Fall fällt die Unterscheidung, ob es sich um ein Problem oder eine Aufgabe handeln, bei jeder einzelnen Person individuell anders aus. Sie ist stark vom Vorwissen der Person abhängig. Offensichtlich entscheidet das Vorwissen und das Vermögen eines Individuums, effektive Operationen zur Bewältigung einer Aufgabenstellung anzuwenden, darüber, ob es sich um eine (Lern-) Aufgabe oder um ein Problem handelt. (Seel, N.M. (2003): Psychologie des Lernens. München: Ernst Reinhardt)

Zur Veranschaulichung ein Beispiel, welches die drei Bestandteile eines Problems aufzeigt und verständlich macht, dass der Unterschied zwischen Problem und Aufgabe fliessend ist:

Unerwünschter Ausgangszustand: Die Ausbildungsstätte informiert die Studierenden ungefähr nach der Hälfte der absolvierten Studienzeit über die für einen erfolgreichen Studienabschluss geforderte "grosse schriftliche Arbeit". Die Studierenden stehen nun vor der Herausforderung, dass sie bis zu einem bestimmten Termin ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen; ohne gute schriftliche Arbeit können sie das Diplom nicht erhalten.
Erwünschter Zielzustand: Die Studierenden haben durch eine schriftliche Arbeit bewiesen, dass sie die benötigten Fähigkeiten besitzen und dadurch einen Anspruch auf das Berufsdiplom haben.
Barriere:
Es gelingt den meisten Studierenden vorerst nicht, den erwünschten Zielzustand herzustellen. Sie wissen (noch) nicht recht, wie sie vorgehen müssen.

Für einzelne Studierende ist dies eine Aufgabe: Sie haben schon viele schriftliche Arbeiten geschrieben und kennen alle dafür notwendigen Mittel (vom gezielte Recherchieren in der Bibliothek über das Aufstellen einer sinnvollen Gliederung zum versierten Umgang mit dem Textverarbeitungsprogramm und seinen Finessen...) und können diese abrufen. Für andere ist dies ein Problem: Sie haben keine klare Vorstellung, wie die Arbeit am Schluss aussehen soll; sie wissen nicht recht, wie sie zu einem Thema kommen, sie wissen nicht, wie sie danach die Theorie-Praxis-Verbindung machen könnten etc.

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Eintrag letztmals aktualisiert am 20. November 2007.

20.2.05

Was ist Reflektieren? Was ist Reflexion?

Benützte Quellen:
DUDEN Wörterbücher, http://profi-l.net/2007-01-denkspiegel/reflektieren-was-soll-das

Beide Wörter sind aus dem Lateinischen hergeleitet - aus reflexio (Zurückbeugung), aus reflectere (zurückbiegen, zurückwenden) bzw. aus der Wendung animum reflectere (seine Gedanken auf etwas hinwenden) - und kommen seit dem 17. Jahrhundert in der deutschen Sprache vor. Sie haben 2 Bedeutungen: man bezeichnet mit ihnen 1. physikalische und 2. psychologische bzw. philosophische Gegebenheiten.

Reflektieren heisst: 1. zurückstrahlen, spiegeln; 2. nachdenken, erwägen, grübeln.
Reflexion heisst: 1. Das Zurückstrahlen oder Zurückwerfen (von Licht, Schall, Wärme, elektromagnetischen Wellen) an einer Oberfläche; 2. Nachdenken; Überlegung; Vertiefung in einen Gedankengang; Betrachtung, die jemand an etwas knüpft; vergleichendes und prüfendes Denken.

Im Folgenden geht es ausschliesslich um Reflektieren bzw. Reflexion als Nachdenken (2. Bedeutung).

Nachdenken ist etwas Alltägliches. Wir denken laufend nach und müssen es uns nicht jedesmal vornehmen. Wir "wissen" auch nicht genau, wie es abläuft. Das Gehirn tut es "von alleine". Denken und Nach-Denken sind ja sein "Kerngeschäft", das wir ihm in der Regel ohne bestimmte Vorgaben überlassen.

Reflektieren könnte man als die "bewusste Weiterentwicklung des gewohnheitsmässigen Nachdenkens" bezeichnen. Reflektieren wird am treffendsten als "Diszipliniertes Nach-Denken" umschrieben. Diziplin heisst: auf Ordnung bedachtes Verhalten; Unterordnung, bewusste Einordnung; das Sichunterwerfen unter eine bestimmte Ordnung; das bewusste Einhalten von bestimmten Vorschriften oder Verhaltensregeln. Reflektieren ist also ein geordnetes, sich an gewisse Vorgaben haltendes Denken, sozusagen eine "Kunstform des alltäglichen Nachdenkens".

Sowohl das alltägliche Nachdenken als auch das Reflektieren sind auf den Gewinn von Erkenntnissen gerichtet. Diese wirken sich auf unser Tun und Lassen (Handeln) aus. Die Geschichte der Menschheit zeigt, dass Nachdenken und Reflektieren laufend zu neuen Errungenschaften führt und gleichzeitig nicht verhindert, dass die Menschen grosse Fehler begehen. Warum ist denn der Mensch so scharf auf Erkenntnisgewinn? Weil Erkenntnis befriedigend und lustvoll ist.

Zum Reflektieren als "Diszipliniertes Nach-Denken" gilt:

  • Bevor man nach-denken kann, müssen schon Denkprozesse abgelaufen sein - man hat etwas erlebt, gesehen, gehört, getan und es im Gedächtnis gespeichert und/oder aufgeschrieben oder auf Datenträgern abgelegt, wo man es als "Material" wieder hervorholen kann.
  • Wenn man diszipliniert nach-denken will (und bevor man dies tun kann), muss man sich dafür die Anweisungen geben, die man einhalten will (manchmal bekommt man diese geliefert, z.B. zusammen mit einer Aufgabe).
  • Wenn man nach-denkt, muss man sich selber immer wieder kontrollieren, ob man die dafür aufgestellten Anweisungen einhält.
  • Gegendstand des Nach-Denkens kann alles sein, was dynamisch ist, d.h. was eine zeitliche Dimension hat und was sich verändert. "Nach-Denken" ist nicht nur "nachher denken", sondern auch "etwas gedanklich nach-folgen, verfolgen". Was nicht reflektiert werden kann, ist alles Statische, z.B.: a2 + b2 = c2 (Satz des Pythagoras) - Die Wellenlänge des Sonnenlichts - Die Form des Wassermoleküls - 220 V aus der Steckdose.
  • Beliebter, aber nicht alleiniger Gegenstand des Reflektierens ist das menschliche Handeln, Verhalten oder Tun - nicht nur das eigene (Selbstreflexion), sondern auch das fremde. Für das Handeln ist das Dynamische (Ablauf in der Zeit, Veränderung) typisch. Es kann vergangenes oder zukünftiges, nicht aber aktuelles Handeln reflektiert werden. Aktuelles Handeln kann nur wahrgenommen, aber nicht reflektiert werden, denn das "Jetzt" ist immer schon vorbei.

Reflektieren ist eine Kunst! Es braucht dafür "Wissen-wie" und viel Übung. Folgende Schritte sind auszuführen:

  1. a. Den Zweck des Reflektierens eingrenzen: Es geht immer um Erkenntnis - aber um welche genau? (Zusammenhänge? Erklärungen? Gründe? Fragen? Hypothese? Regeln?) b. Auswahl eines Gegenstandes, Themas. 1a und 1b gehen Hand in Hand.
  2. a. Das "Material", das nach-gedacht wird, bereitstellen. Es ist in irgend einer Form schon da, muss aber - bildlich gesprochen - auf den Arbeitstisch geholt werden. b. Erstellen oder Vergegenwärtigen der Anweisungen zum Nach-Denken. 2a und 2b gehen Hand in Hand.
  3. a. Nach-Denk-Regeln auf das "Material" anwenden. b. Die Anwendung der Regeln laufend überprüfen. 3a und 3b gehen Hand in in Hand.
  4. a. Erkenntnisse festhalten. b. Danach schliesst sich unter Umständen an, aus den Erkenntnissen Konsequenzen für das zukünftige Handeln zu ziehen oder Verallgemeinerungen, Regeln, Lehren zu formulieren.

Reflektieren ist eine bewusst gesteuerte geistige (kognitive) Aktivität und Leistung. Voraussetzungen dafür sind ein funktionierendes Gehirn, Intelligenz, Sprache und zu reflektierendes "Ausgangsmaterial". Reflektieren kostet Zeit. Reflektieren ist von anderen kognitiven Aktivitäten und Leistungen wie Wahrnehmen, Beobachten, Analysieren, Meditieren, Memorieren zu unterscheiden.

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Eintrag letztmals aktualisiert am 19. März 2008.


19.2.05

Was sind Kriterien?

Die treffendste Übersetzung des Fremdworts Kriterium ist das anschauliche Wort "Prüfstein". Es geht zurück auf den Probierstein, mit dem der Feingehalt von Gold- und Silberlegierungen ermittelt wird.

Ein Kriterium ist ein Merkmal oder eine Eigenschaft, das oder die ausdrücklich festgelegt
wurde, um eine Entscheidung zu treffen - noch differenzierter: um

  1. eine Unterscheidung zu treffen ("Das ist Apfel, das ist kein Apfel") oder
  2. eine (Aus-)Wahl zu treffen ("Von diesen Äpfeln nehme ich den da") oder
  3. einen Vergleich anzustellen ("Dieser Apfel ist besser als jener") oder
  4. eine Bewertung vorzunehmen ("Dieser Apfel gehört in die Kategorie A1") oder
  5. eine Prüfung vorzunehmen ("Dieser Apfel weist xyz auf ") oder
  6. eine Bestimmung (Identifizierung) vorzunehmen ("Dies ist ein Glockenapfel").

Daher sind auch die Ausdrücke Unterscheidungskriterium, Entscheidungskriterium, Vergleichskriterium, Auswahlkriterium, Bewertungskriterium gebräuchlich. Unterscheiden, auswählen, vergleichen, bewerten, prüfen, bestimmen geht immer mit einem Entscheid einher.

Bei einem Kriterium ist immer zu fragen, ob dessen Vorhandensein für eine Unterscheidung, eine (Aus-)Wahl, einen Vergleich, eine Bewertung, eine Prüfung, eine Bestimmung

ist.

Im Zusammenhang mit Projekten ist z.B. an die Erfolgskriterien zu denken, d.h. an jene Eigenschaften, welche es erlauben, in einer Projektevaluation ein erfolgreiches von einem erfolglosen Projekt zu unterscheiden und den Projekterfolg zu messen. (mehr...)
Ausserdem kann an die Qualitätskriterien gedacht werden, d.h. an jene Eigenschaften, die es erlauben, die Güte z.B. des Projektprodukts oder der Projektabwicklung zu bewerten.

Kriterien sind auch sehr nützlich, um Reflexionen anzustellen. Sie kanalisieren die Gedanken, wenn man etwas überdenken, bedenken, über etwas nachdenken will. Sie helfen, die Aufmerksamkeit auf bestimmte Bereiche oder Aspekte zu richten. Bei der fortlaufenden Reflexion in Projekten könnte man dabei z.B. als Kriterien wählen:

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Eintrag letztmals aktualisiert am 3. Juni 2003.


18.2.05

Was sind Projektrisiken?

Quellen: DUDEN Wörterbücher, PMBoK; Bildquelle unbekannt



Risiko (das Wort, dessen Ursprung unbekannt ist, wurde im 16. Jhdt. aus der italienischen Sprache entlehnt) bedeutet:
  1. mit einem Vorhaben verbundenes Wagnis; möglicher negativer Ausgang bei einer Unternehmung, Möglichkeit des Verlustes; Möglichkeit des Misserfolges (DUDEN, Bedeutungswörterbuch).
  2. Wagnis, Gefahr, Verlustmöglichkeit bei einer unsicheren Unternehmung (DUDEN, Fremdwörterduden).
Ein Projektrisiko ist ein den Projekterfolg gefährdendes Ereignis oder eine den Projekterfolg gefährdende Bedingung, das oder die eintreten kann - aber nicht muss! Jedes Risiko hat eine Ursache, eine Eintretenswahrscheinlichkeit und ein Schadenpotential, welche mehr oder weniger gut eruiert werden können. Das Eintreten eines Projektrisikos gefährdet in der Regel die vorgesehene Projektabwicklung, das Erreichen der vereinbarten Projektziele, das Erfüllen der erwünschten Qualität des Projektprodukts, die Einhaltung des Projektbudgets, die Einhaltung des vorgesehenen Zeitplans.

Es gibt bekannte und auch unbekannte / unvorhersehbare Projektrisiken - und ausserdem: bekannte, aber übersehene!

Viele Projektrisiken liegen in der Projektabwicklung selbst, z.B.:
- Personalausfall (Krankheit, Kündigung);
- Beziehungs- und Sachkonflikte zwischen Stakeholdern, im Projektteam;
- Zuständigkeitskonflikte infolge unklar definierter Projektrollen;
- Nicht-Einhaltung zugesagter Termine.

Andere liegen im Projektprodukt, z.B.:
- Materialeigenschaften;
- Funktionsfähigkeit;
- Fehlende Akzeptanz bei den potentiellen Nutzern des Projektprodukts.

Wieder andere liegen im wirtschaftlichen Bereich (z.B. Unternehmensfinanzen), im politischen Bereich (z.B. Gesetzliche Rahmenbedingungen), im Markt (z.B. bessere Angebote, Konkurrenzprodukte) und nicht zuletzt in der Umwelt (z.B. Wetter).

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Eintrag letztmals aktualisiert am 28. Oktober 2006.

17.2.05

Was sind Prozesse?

Quellen: DUDEN Wörterbücher; Online - Verwaltungslexikon; PMBoK Guide, Ausgabe 2000

"Prozess" bedeutet in der Alltagssprache "Fortgang, Verlauf, Ablauf, Hergang, Entwicklung"; das Wort stammt ab vom lateinschen Verb procedere "vorwärtsschreiten, fortschreiten, verlaufen, sich entwickeln". So wird z.B. vom Friedensprozess in einem Kriegsgebiet, vom Heilungsprozess bei einem Kranken, vom Zerstörungsprozess im Amazonas-Regenwald etc. gesprochen, um auszusagen, "dass etwas im Gange" ist.

Im Zusammenhang mit Organisationen, Betrieben, Unternehmen, mit Projekten und Projektmanagement ist "Prozess" ein eng gefasster Begriff der Fachsprache und bezeichnet, von der allgemeinen Bedeutung abweichend, folgenden Sachverhalt:

  • Eingaben / Eingangswerte (Input) werden in einer Abfolge von zusammengehörigen Tätigkeiten mit Hilfe von Mitteln (Throughput) in Ergebnisse (Output) umgewandelt.

Das Bild veranschaulicht einen Prozess mit seinen typischen Elementen: 1. Input (Kaffeepulver, Wasser, Energie), 2. Throughput (Werkzeuge und Verfahren, die auf die Eingaben angewendet werden, um die Ergebnisse zu generieren, also das Zubereiten des Kaffees mit dem Espressokännchen und der kleinen Elektroplatte) und 3. Output (Kaffee).

Prozesse haben im Projektmanagement eine zentrale Bedeutung. Modernes Projektmanagement versteht die Abwicklung eines Projektes als eine Vielzahl von einzelnen, gut gesteuerten und gut koordinierten Prozessen, die miteinander zusammenhängen oder ineinander greifen. Das Standardwerk PMBoK (Ausgabe 2000) definiert und beschreibt in einer hoch differenzierten Gliederung insgesamt 39 verschiedene Projektmanagementprozesse. In vielen Fachbüchern wird versucht, diese grosse Vielfalt und Differenziertheit zu vereinfachen und die Projektmanagementprozesse auf eine überschaubare Anzahl zu reduzieren.

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Eintrag letztmals aktualisiert am 3. Juni 2007.


16.2.05

Was ist eine Handlung? Was ist Handeln?

Quellen: Dorsch, Psychologsches Wörterbuch, 14. Aufl., ISBN 3-456-83966-9;
http://www.faktorwissen.de

Eine Handlung ist

Handeln bedeutet dasselbe wie Aufgaben oder Situationen bewältigen. Die Arbeitswelt, das Arbeitsleben wartet mit einer Fülle von Aufgaben und Situationen auf, die bewältigt werden müssen. Es ist leicht einzusehen, dass der Begriff der Handlung für die Arbeitswelt, für das Arbeitsleben eine herausragende Rolle spielt. Von grosser Bedeutung ist dabei das Modell der vollständigen / unvollständigen Handlung, auch bekannt als "IPERKA-Modell".
Eine sogenannte "vollständige Handlung" umfasst analysierende, planende, ausführende, kontrollierende und auswertende Anteile. Eine vollständige Handlung setzt Wissen, Kenntnisse, Fertigkeiten, Fähigkeiten voraus. Fehlt es daran, kann die Situation nicht oder nur teilweise dem Ziel entsprechend bewältigt werden.

Die vollständige Handlung (1) enthält 6 Schritte. Unvollständigen Handlungen (2) (3), (4) fehlen einzelne Schritte.


Dievollständige Handlung mit den 6 Schritten kann als Grundmuster gesehen werden, an dem sich die Phasen eines Projektes orientieren.

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Eintrag letztmals aktualisiert am 18. November 2006.


15.2.05

Was ist Handlungskompetenz?



"Nur zusammen erhältlich!"
- Sinnbild für die Auffassung, dass Handlungskompetenz ein Ganzes aus Fach-, Methoden-, Sozial- und Personale Kompetenz darstellt.

Handlungskompetenz beschreibt folgenden Sachverhalt:

"Situation" ist der Begriff für die Gesamtheit der äusseren Bedingungen/Umstände, in der eine Person sich befindet. "Situation" bezeichnet die Gesamtsachlage, aus der ein bestimmtes Verhalten oder Handeln der Person folgert: "Situationen bringen Handeln hervor". Wie weit oder wie eng (räumlich und zeitlich) eine "Situation" zu verstehen sein soll, ist von Fall zu Fall zu klären.

Handlungskompetenz ist situationsabhängig. Jede Situation erfordert eine spezifische Handlungskompetenz.

Handlungskompetenz hat die "Facetten" Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Personale Kompetenz. Beim Gestalten / Meistern / Bewältigen einer Situation sind - je nach Situation in unterschiedlichen Anteilen - immer Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Personale Kompetenz beteiligt. Diese vier Kompetenzen kommen "einzeln" nicht vor und können auch nicht "einzeln" erlernt werden.

"Ressourcen" oder "Rüstzeug" ist der Sammelbegriff für Wissen, Kenntnisse, Können, Fertigkeiten, Fähigkeiten, Bereitschaften, Haltungen. Ressourcen sind Voraussetzung für Handlungskompetenz. Hinter Fach-, Methoden-, Sozial- und Personaler Kompetenz stehen fachliche, methodische, soziale und personale Ressourcen. Nur wer über Ressourcen verfügt, kann über Handlungskompetenz verfügen. Das Aneignen und das Abrufen von Ressourcen muss separat gelernt werden.

Handlungskompetenz ist ein gedankliches Konstrukt, ein Modell:



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Eintrag letztmals aktualisiert am 5. November 2006.


14.2.05

Was ist ein Konzept?

Quellen:
Graf (1995): Konzeptentwicklung. Verlag Jürgen Sandmann
Kunz-Koch (1999): Geniale Projekte Schritt für Schritt entwickeln. ISBN 3-280-02740-3
Geissler/Hege (1999): Konzepte sozialpädagogischen Handelns. ISBN 3-407-55827-9
Pörtner(1996): Ernstnehmen, Zutrauen, Verstehen. ISBN 3-608-91775-6
Lotmar / Tondeur (1996). ISBN 3-258-05490-8
Schilling (1995): Didaktik/Methodik der Sozialpädagogik. ISBN 3-472-02345-6

Für das aus dem Lateinischen stammende Wort Konzept finden sich folgende Umschreibungen:
Das DUDEN Herkunftswörterbuch verweist auf das Wort konzipieren:
und macht darauf aufmerksam, dass neben dem Wort Konzept auch das Wort Konzeption existiert:
Für eine fachliche Begriffsbestimmung im Zusammenhang von Sozialpädagogik und projektmässigem Arbeiten reicht dies nicht aus.

Ein Konzept ist ein Schriftstück, welches in grundsätzlicher Art und Weise beschreibt, wie die Personen, an die es gerichtet ist, handeln sollen. Ein Konzept ist ein Handlungsmodell = ein Modell für Handeln.

Man muss hierzu begriffen haben, was ein Modell ist: Ein Modell ist ein Abbild von etwas. Ein Modell steht für etwas, repräsentiert etwas. Ein Konzept ist daher ein Abbild für das reale Handeln jener Personen, an die es sich richtet.

Ein Konzept nennt Grundsätze und Regeln des Handelns, anstatt Einzelfälle aufzuzählen und macht dadurch Unübersichtliches überschaubar und vereinfacht Komplexes und Komplizertes. Weil Handeln als bewusste, willentliche Aktivität zur Erreichung eines Ziels gilt (vgl. das Modell der vollständigen Handlung), beschreibt ein Konzept immer Inhalte, Ziele und Mittel und macht deren Zusammenhang deutlich.

Wofür ist ein Konzept gedacht? Was kann man damit anfangen? Ein Konzept wendet man an, man setzt es um, wenn immer sich eine Gelegenheit bietet oder aufdrängt. Tatsächliches Handeln wird so mit dem im Konzept beschriebenen Handeln in Übereinstimmung gebracht.

Ein Konzept nützt den angesprochenen Personen als
Ein Konzept ist kein Plan!
Einen Plan arbeitet man Schritt um Schritt, Punkt um Punkt ab; wenn es die Umstände erfordern, passt man ihn fortlaufend an. Wenn man damit fertig ist, hat man etwas ereicht. Der Plan wird in diesem Moment hinfällig. Ein Konzept hingegen kann man nicht abarbeiten, denn es hat Bestand: man setzt es in Kraft, wendet es an, setzt es um. Es wird durch das Anwenden nicht hinfällig wie der Plan, sondern bleibt bestehen, denn es ist auf lange Gültigkeit angelegt. Es wird nicht fortlaufend nachgeführt und angepasst, sondern erst nach längerer Zeit des Gebrauchs überprüft und wenn nötig überarbeitet oder neu gefasst.

Ein Konzept ist keine Vision!
Eine Vision strebt man an, aber man kann sie nicht anwenden oder umsetzen. Kommt man ihr näher, beginnt sie sich zu verändern bzw. verändert man sie, und sie rückt wieder in die Ferne.

Im Kontext von Sozialpädagogik und projektmässigem Arbeiten trifft man verschiedene Arten von Konzepten, z.B.: Institutionskonzepte, Organisationskonzepte, Arbeitskonzepte, Zielgruppenkonzepte, Projektkonzepte. Leitbild (einer Institution) und Disposition (für eine schriftliche Arbeit) kann man als spezifische Arten von Konzepten verstehen.

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Eintrag letztmals aktualisiert am 27. November 2006.

12.2.05

Was sind Meilensteine?

Ein Meilenstein ist ein behauener Stein am Rande eines Verkehrswegs, der eine Entfernungsangabe trägt und damit die Distanz von oder bis zu einem Bezugspunkt angibt. Ein schönes Beispiel aus älterer Zeit findet sich an der Hauptstrasse Bern - Worb, zu Beginn des Dorfes (Bild). Interessanterweise wird die Distanz hier in Wegstunden ausgedrückt.

Eine Meile ist ein altes Längenmass, heute noch gebräuchlich im angelsächsischen Sprachraum (1 mile = rund 1609 m) und in der Seefahrt (1 Seemeile = 1852 m). Das Wort Meile stammt vom lateinischen Zahlwort mille (1000) ab. Mille passus war ein Längenmass der Römer; es betrug 1000 Doppelschritte und entsprach etwa 1470 - 1490 m. Längenmasse orientierten sich früher an den Dimensionen des menschlichen Körpers (z.B. Fuss, Elle, Klafter = Distanz zwischen den Fingerspitzen der seitlich ausgestreckten Arme), bis 1799 mit dem Meter ein unabhängiges Längenmass definiert wurde.

Der Ausdruck Meilenstein bedeutet wörtlich und übertragen:
- eine Entfernungsmessmarke,
- ein wichtiges Ereignis, ein Teilziel oder Etappenziel.

Mit der letzteren Bedeutung hat das Wort Eingang in die Fachsprache des Projektmanagement gefunden und ist dort zu einem Begriff geworden. Unter einem Meilenstein versteht man im Zusammenhang mit Projekten
  • ein Ergebnis, das im Laufe des Projektzyklus erreicht werden muss.
  • ein im Voraus unmissverständlich festgelegtes "handfestes" (Zwischen-)Ergebnis (Dokument, Produkt oder Teilprodukt, Prototyp o.ä.), das zu einem im Voraus festgelegten Zeitpunkt nachweisbar vorliegen muss. Ist dies gegeben, gilt der Meilenstein als erreicht oder erfüllt.
  • einen Vorgang / eine Aktivität mit der Dauer "null" und dem Arbeitsaufwand "null".
  • ein Ereignis, welches den Abschluss eines grösseren Arbeitspakets, mehrerer zusammenhängender Arbeitspakte oder einer Projektphase markiert.

Meilensteine werden als Prüfzeitpunkte eingesetzt, um den Fortschritt des Projekts hin zum gesetzten Projektziel zu messen. Meilensteine sind daher Instrumente der Projektkontrolle und der Projektsteuerung. Anhand der zeitlichen und inhaltlichen Erfüllung von Meilensteinen kann sich der Projektauftraggeber rasch und sehr direkt über den Projektfortgang informieren und darauf abgestützt Entscheidungen treffen.

Meilensteinergebnisse können sowohl "interne Ergebnisse" sein, z.B. das Vorliegen eines Feinkonzepts, das primär dem Projektleiter und dem Projektteam dient, als auch "externe Ergebnisse", z.B. das Vorliegen eines Teilprodukts, welches für den Kunden oder die Projektadressaten bestimmt ist.

Mit einem als Phasenende gesetzten Meilenstein verbunden (aber nicht Bestandteil des Meilensteins!) ist typischerweise ein Antrag an den Auftraggeber und dessen Entscheidung - häufig "Freigabeentscheid" genannt - über den Fortgang des Projekts (Go!, No! oder Loop!). In grösseren Projekten können auch die Freigabe von weiteren Mitteln oder Zahlungen (z.B. Projektleiterhonorar) an erreichte Meilensteine gebunden sein.

In grossen Projekten wird die sog. Meilenstein-Trendanalyse MTA eingesetzt, um aus dem aktuellen Projektfortgang den voraussichtliche Projektabschlusstermin herzuleiten.

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Eintrag letztmals aktualisiert am 27. März 2007.


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